häufig gestellte Fragen zum UNESCO-Welterbeantrag Baden-Baden

Wer steckt hinter dem Titel „Welterbe“?

Als in den 1960er Jahren in Ägypten der Assuan-Staudamm gebaut wurde, drohten die dreitausend Jahre alten Tempel von Abu Simbel im Wasser zu verschwinden. Die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) rief damals zu einer großen Hilfsaktion auf. Diese Aktion machte deutlich: Es gibt Orte, deren Bedeutung so groß ist, dass sie ideell nicht alleine dem Staat gehören, auf dessen Territorium sie sich befinden. Die Mitgliedstaaten der UNESCO verabschiedeten deshalb 1972 das „Übereinkommen zum Schutz des Kultur und Naturerbes der Welt“ (Welterbekonvention), um Stätten von „außergewöhnlichem universellen Wert“ zu schützen. Die Welterbekonvention ist das international bedeutendste Instrument, das jemals von der Völkergemeinschaft zum Schutz ihres kulturellen und natürlichen Erbes beschlossen wurde. Derzeit verzeichnet die UNESCO-Welterbeliste über 1000 Natur- und Kulturstätten weltweit.

Die UNESCO hat die Welterbeliste ins Leben gerufen!

Hat Baden-Baden ein weltweit außergewöhnliches Erbe?

Zusammen mit einer Handvoll anderer Kurstädte hatte Baden-Baden zwischen der französischen Revolution und dem Ende des ersten Weltkriegs eine zentrale Funktion in Europa als Experimentierfeld neuer gesellschaftlicher Entwicklungen: die Auflösung der Ständegesellschaft, die Vernetzung Europas, die Herausbildung eines weltoffenen und toleranten Milieus – lange vor den tragischen Nationalismen des 20. Jahrhunderts. Das Stadtbild und die einzelnen Denkmale in Baden-Baden spiegeln diese herausragende Rolle bis heute in einem einzigartigen Erhaltungszustand. Die großstädtische Infrastruktur mit den Kureinrichtungen, der Spielbank, den Grandhotels und der Rennbahn in Iffezheim kontrastiert mit der kleinen, bis in den Kernbereich durchgrünten Stadt. Auch die von internationalen Gastbürgern errichteten Gebäude wie die russisch-orthodoxe Kirche, die ehemals anglikanische Kirche und die zahlreichen exklusiven Villen zeigen die weit über die Landesgrenzen hinausgehende Anziehungskraft Baden-Badens als internationalem „hotspot“ im 19. Jahrhundert.

Ja, Baden-Baden ist eine international bedeutende Kurstadt des 19. Jahrhunderts!

Was hat Baden-Baden vom Welterbetitel?

Die Nominierung wäre für Baden-Baden Garant für eine nachhaltige Entwicklung, denn gerade in Baden-Baden gibt es zwischen den Themen Kulturerbe und Tourismus eine große Schnittmenge: Einerseits, weil das mit der „Sommerhauptstadt Europas“ verbundene Kulturerbe zu einem Großteil gewissermaßen das Ergebnis einer touristischen Entwicklung ist. Andererseits, weil es für Baden-Baden langfristig wichtig ist, dass die richtigen Gäste den Weg in die Stadt finden, damit die zahlreichen Kultureinrichtungen wie beispielsweise das Festspielhaus und die qualitativ hochwertigen Dienstleistungsbetriebe überleben können. Erfreulicherweise wächst im Zusammenhang mit der Globalisierung ein Interesse an Geschichte und Kultur. Für Welterbestätten gibt es gezielte Fördermaßnahmen und Förderprogramme des Landes und des Bundes. Hinzu kommen Marketingeffekte: Die deutschen Welterbestätten werden in der internationalen Tourismuswerbung immer als „Best of Germany“ positioniert.

Die Pflege des Kulturerbes ist eine Strategie für die Zukunft der Stadt Baden-Baden!

Warum wird für den Welterbeantrag Geld ausgegeben ?

Der Freundeskreis Lichtentaler Allee hat die Idee zu einem UNESCO-Welterbeantrag für Baden-Baden von Anfang an personell und finanziell unterstützt. Neben der Stadt Baden-Baden engagiert sich auch das Land Baden-Württemberg für die Antragsvorbereitungen. Zwei große Fachtagungen 2010 und 2015 mit dem in Welterbefragen wichtigen Fachverband ICOMOS und mehrere wissenschaftliche Studien, die der Stadt langfristig Nutzen bringen, sind so zustande gekommen. Aufarbeitung, Dokumentation und Präsentation des Baden-Badener Kulturerbes sind große Herausforderungen. Gleichzeitig ist es ein Bildungsanspruch, die mit dem Kulturerbe verbundenen Themen und Werte immer wieder neu zu vermitteln: nur wer sein Erbe kennt, kann es auch schätzen und pflegen! Das UNESCO-Welterbekonvention
sichert der Stadt eine vielfach erprobte Managementstrategie auf internationalem Niveau.
Die Frage heißt deshalb: Was, wenn Kurstädte in Europa den Welterbestatus bekommen – und Baden-Baden ist nicht dabei? Das wäre ein unbezahlbarer Imageverlust.

Die Aufarbeitung des Baden-Badener Kulturerbes ist eine Investition in die Zukunft, der Weg ist das Ziel!

Was soll in Baden-Baden als Welterbe ausgewiesen werden?

Bedeutend ist Baden-Baden nicht wegen einzelner, kunsthistorisch herausragender Bauten, sondern wegen des besonders gut erhaltenen Siedlungstyps, bei dem zahlreiche ganz unterschiedliche Bautypen und Funktionen auf engem Raum erhalten sind. Die vorgeschlagene Welterbestätte beinhaltet deshalb die baulich erschlossene Stadtfläche in den Grenzen um 1920. Sie umgrenzt den Altstadtbereich bis zur nordwestlichen Vorstadt auf der einen Seite und bis zum Kloster Lichtenthal auf der anderen Seite. Dazu gehören das Neue Schloss, der Bäderbereich, das Kurviertel und die Villengebiete. Die UNESCO verlangt die Ausweisung einer Pufferzone. Diese soll verhindern, dass das Welterbe durch negative Entwicklungen in unmittelbarer Nähe beeinträchtigt wird. Die Pufferzone für Baden-Baden beinhaltet die Vorstädte und die Siedlungserweiterungen ab 1920. Sie erstreckt sich bis zu den Scheitellinien der umgebenden Höhenrücken. Es geht dabei um die seit dem 19. Jahrhundert aus der Stadt heraus erschlossene „Kurlandschaft“, die bereits seit langem als Landschaftsschutzgebiet geschützt ist.

Nominiert werden soll die Altstadt in ihren Grenzen bis ca. 1920 und die dazugehörige Landschaft!

Kommt Baden-Baden als Welterbe unter eine „Käseglocke”?

Der Welterbestatus bedeutet für die Stadtentwicklung Baden-Badens nicht Stillstand, sondern garantiert eine behutsame Weiterentwicklung. Mit der Auszeichnung sind keine zusätzlichen Rechtsvorschriften verbunden. Wie bislang sollte aber bei Großprojekten diskutiert werden, ob ein Projekt der Stadt schadet, oder ob es sie weiterbringt. Als Beispiel dafür, dass der Welterbestatus die Stadtentwicklung behindere, wird gerne die Waldschlösschenbrücke in Dresden genannt. Vergessen werden dabei unzählige Beispiele, bei denen in den restlichen 1.000 Welterbestätten Großprojekte in Absprache mit der UNESCO realisiert wurden: so z. B. das Ozeaneum in Stralsund (2008, Architekt: Behnisch & Partner), das Musée du Quai Branly in Paris (2006, Architekt: Jean Nouvel) oder, um das Beispiel einer bereits auf der Welterbeliste befindlichen Kurstadt zu nehmen: das Thermae Bath Spa in Bath (2006, Architekt Nicholas Grimshaw). Dabei hat die Auseinandersetzung mit dem historischen Erbe immer zu qualitativ hochwertigen Lösungen geführt.

Die weitere Entwicklung der Stadt Baden-Baden wird durch den Welterbeantrag nicht behindert, sondern gefördert!

Was passiert, wenn mein Haus in der Kern-/Pufferzone liegt?

Wie bereits ausgeführt, schafft der Welterbestatus an sich keine neuen Schutzinstrumente. Und nachdem Denkmalschutz, Landschaftsschutz und Naturschutz immer auch Entwicklung ermöglichen, gilt wie bislang: liegt ein Haus in der vom Gemeinderat als Gesamtanlage nach §19 DSchG ausgewiesenen Zone (historische Altstadt), müssen bauliche Veränderungen mit der städtischen Denkmalschutzbehörde abgestimmt werden. Und auch wenn ein Haus in der sog. Pufferzone liegt, sind lediglich bereits bestehende Regelungen wie Bebauungspläne, Denkmalschutz für Denkmale, Landschaftsschutz, etc. bindend. Umgekehrt ist es sicher so, dass im Kernbereich der Welterbestätte eine besondere Sensibilität in städtebaulicher Hinsicht aber auch im Umgang mit öffentlichen Denkmalen notwendig sein wird. Das unterstreicht die Qualität der historischen Quartiere und bedeutet somit für jedes Gebäude auch eine Wertsteigerung.

Der Welterbestatus schafft kein neues, übergeordnetes Recht!

Wird überhaupt noch etwas aus dem Antragsprojekt?

Die Idee „Weltkulturerbe Baden-Baden“ besteht seit einem Symposium des Freundeskreises Lichtentaler Allee im Palais Biron 2006. Aber die Bearbeitung des Themas hat gezeigt, dass nur ein serieller, transnationaler Antrag einer kleinen Gruppe von bedeutenden Kurstädten Erfolgsaussichten bei der UNESCO hat. Nachdem das Antragsprojekt „Great Spas of Europe“ von der tschechischen Federführung auf kommunaler Ebene entwickelt wurde, kamen immer neue Kurstädte hinzu. Es ist völlig klar, dass die schon für einen Einzelantrag langwierigen Vorbereitungen bei einem Projekt, an dem sich derzeit sieben Vertragsstaaten und 16 Städte beteiligen, ungleich schwieriger sind. Ein wichtiges, aber politisch heikles Anliegen ist inzwischen deshalb, die teils willkürlich zustande gekommene Zusammensetzung der Bewerbergruppe auf eine wissenschaftlich fundierte Auswahl zu reduzieren. Nur so kann ein UNESCO-Welterbeantrag auch für Baden-Baden Erfolg bringen.

Die tschechische Federführung geht derzeit fest von einer Antragseinreichung Anfang 2017 aus – dann könnte Baden-Baden schon Mitte 2018 zum UNESCO-Welterbe gehören!

Wie kann ich mich beteiligen?

Die Identifizierung der Bevölkerung mit ihrem Kulturerbe und eine breite Akzeptanz des Antragsprojekts sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Anerkennung Baden-Badens als UNESCO-Welterbestätte.

Ihr Ansprechpartner beim Freundeskreis Lichtentaler Allee:
Dr. Andreas Förderer, IHK Karlsruhe;
Tel.: 0721-174-169;
Mail: andreas.foerderer@karlsruhe.ihk.de

Fragen, Anregungen und Meinungen können Sie uns gern auch direkt per Email mitteilen: info@lichtentalerallee.de