25. Mai 2019
EMPFANG IN LONDON: Der deutsche Botschafter an der Themse, Peter Wittig, mit Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen, Bernhard Prinz von Baden, Stefanie Prinzessin von Baden und Freundeskreis-Chef Frank Marrenbach (von links).
Auf dem Weg zum Unesco-Welterbe-Titel präsentiert sich die Perle an der Oos in London
Vom Redaktionsmitglied aus den Badischen Neuesten Nachrichten Wolfgang Voigt:
London/Baden-Baden. Großer Auftrieb beim deutschen Botschafter am Londoner Belgrave Square: Der Statthalter der Bundesrepublik an der Themse, Peter Wittig, begrüßt in der Bel Etage seiner Residenz die rund 500 geladenen Gäste. An seiner Seite Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen. Der wenig weiter stehende Zeremonienmeister scheint geradewegs aus einem Jane-Austen-Roman ins Hier und Jetzt geschwebt: Mit energischer Stimme ruft Martin Salter in Stil und Kostüm des 18. Jahrhundert die Namen der vorbeidefilierenden Honoratioren aus. Salter ist Teil einer Delegation aus dem englischen Bath unter Leitung von Lord Mayor Patrick Anketell-Jones. Dass Baden-Baden und Bath bei diesem Empfang in der Botschaft gemeinsame Sache machen, ist kein Zufall: Beide Bäder sind die Speerspitze einer Gruppe von elf solchen Städten in sieben europäischen Ländern. Zusammen wollen Baden-Baden, Bath, Bad Ems, Bad Kissingen, Baden bei Wien, Franzensbad, Karlsbad, Marienbad, Montecatini Terme, Spa und Vichy als „Great Spas of Europe“ das Prädikat des Unesco-Weltkulturerbes erringen. Und hier, in den üppigen Repräsentations-Sälen unweit von Westminster, stellt Baden-Baden aufs Schönste unter Beweis, dass es eines Weltkulturerbe-Titels würdig ist.
Während Oberbürgermeisterin Margret Mergen ans Rednerpult schreitet, nehmen die Gäste Aufstellung. Afrikanische Exzellenzen sind gekommen, auch Botschafter aus Kuwait, Australien, China, Tschechien und Ungarn, Künstler aus London haben sich eingefunden, Bank-Manager und Adlige. Eigens aus Salem haben sich Bernhard Prinz von Baden und Prinzessin Stefanie auf den Weg nach London gemacht, schließlich geht es hier vor allem um die Stadt, die ihren Familiennamen trägt.
Die OB repräsentiert die Perle an der Oos in gekonnter britischer Diktion. Sie erinnert an die Zeiten, da man „Sommerhauptstadt Europas“ war, spricht von Dostojewski, Brahms und Turgenjew. Auch den früheren US-Präsidenten Bill Clinton zieht sie mit dessen Bonmot als Kronzeuge für die Attraktivität der Kur- und Kulturstadt heran: „Baden is so nice – they had to name it twice.“ Die distinguierten Gäste schmunzeln und nippen an Riesling-Sekt aus dem Rebland. Das Flaschen-Etikett preist das Lebensgefühl in der Stadt mit dem Zweifach-Namen sprachlich adäquat: „The Good-Good Life.“ Botschafter Wittig – er war zuvor in Washington tätig – zeigt sich amüsiert, und Frank Marrenbach pflegt bei routiniertem Small Talk Kontakte. Weniger als Chef des traditionsreichen Brenner’s Park Hotels ist er hier, vielmehr als Spiritus Rektor des Freundeskreises Lichtentaler Allee. Die Vereinigung ist in Baden-Baden treibende Kraft des Welterbe-Projekts. Gemeinsam mit Stadt, Land und Bund hat man das Vorhaben vorangebracht, von dem einst die ganze Region profitieren könnte. Im Spätsommer 2020 erwartet man den Bescheid.
„Eine spielerische Art,
Europa zu leben“
Es geht nicht allein um touristische Wertschöpfung, wie in London deutlich wird. Die länderübergreifende Initiative im Brexit-geschüttelten Vereinigten Königreich zur Europawahl ist auch ein Statement für die gemeinsame europäische Identität. OB Mergen spricht von einer „spielerischen Art, Europa zu leben“, ihr Kollege aus dem italienischen Montecatini Terme, Giuseppe Bellandi, betont: „Die Botschaft ist Zusammenarbeit.“ Bernhard Prinz von Baden hält den grenzüberschreitenden Ansatz für „äußerst spannend“. Baden-Baden sei immer ein Fenster in die Welt gewesen. Mit Blick auf das angestrebte Welterbe-Prädikat hofft der Prinz auch auf mehr Geschichtsbewusstsein.
Zu wenig sei Europa auf die gemeinsame Kultur gegründet, sagt er im BNN-Gespräch, zu sehr hätten ökonomische Erwägungen die Oberhand. Rathauschefin Mergen, flankiert von ihrer Stabsstellen-Leiterin Lisa Poetschki und Tourismuschefin Nora Waggershauser, hat sowohl das wirtschaftliche Wohl ihrer Stadt im Blick, als auch das kulturelle Erbe. Die Gäste sind sich am Ende des rauschenden Abends einig: Man darf optimistisch sein.
Quelle:
Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Neuesten Nachrichten